Meer

Timon Osche

Die Räder bewegten sich, das bildete er sich nicht ein.
Von der See, die vor ihm in der Tiefe rauschte, schlugen ihm
salzige Böen ins Gesicht.
So nah wollte er gar nicht ran.

Das Gras unter seinen Reifen bewegte sich immer schneller.
Schob ihn grade einer seiner Söhne ungestüm den Abhang runter
zur Klippe?
Er konnte sich nicht bewegen und langsam überkam ihn Unwohlsein.
Die Fahrt wurde schneller.
Zu schnell. Sein Zeh zuckte.
Sein Zeh, sein verdammter Zeh zuckte!
Ein kribbelndes Brennen durchfuhr seine Beine.
Ein erstauntes Stöhnen entfuhr seinen seit 14 Jahren gelähmten Lippen!
Das Meer kam nun rauschend und brausend näher.
„So eine scharfe Kante vor dem Horizont …“ dachte er sich kurz.
Dann warf er seinen Kopf nach hinten, seine Muskeln zerrissen unter
der ungewohnten Belastung, und da standen sie alle oben und sahen
ihm nach.
Mit neu gewonnener Kraft holte er tief Luft.